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Dienstag, 12. Juli 2016

Neulich im Restaurant …




„Ich hätte gerne das Rezept für den Auberginenauflauf“ sage ich zu dem Restaurantinhaber und gebe ihm die Speisekarte zurück. „Das Rezept? Sie können den Auberginenauflauf bestellen, aber doch nicht das Rezept haben!“ entgegnet er irritiert. „Nein, wenn ich den Auflauf jetzt hier bei Ihnen bestelle, kostet das mich ja viel mehr, als wenn ich ihn zuhause nachkoche. Hier ist er mir zu teuer. Und wenn Sie mir das Rezept aufschreiben, kostet sie das doch nichts. Wenn Sie wollen, bezahle ich Ihnen auch das Papier und die Tinte.“ Der Chef läuft rot an. „Hören Sie mal, ich habe all meine Rezepte selbst in mühevoller Arbeit kreiert und finanziere meinen Lebensunterhalt, die Restaurantmiete, meine Unkosten und die Gehälter meiner Angestellten daraus, dass ich meinen Gästen meine Kreationen gegen Geld serviere! Wenn ich meine Rezepte herausgeben würde, damit sparsame Leute wie Sie sie zuhause nachkochen, kann ich den Laden hier zumachen und zum Amt gehen!“ „Ich weiß gar nicht, warum Sie sich so aufregen.“ entgegne ich ruhig, „Sie haben mich doch auch neulich gefragt, ob Sie sich meine Texte irgendwo kostenlos herunterladen und dann selbst anpassen können - und dankend abgelehnt, als ich gesagt habe, dass Sie schon bezahlen müssten. Wo ist also das Problem?“

Okay, diese kleine Geschichte ist nicht wahr - diesen Restaurantbesuch und diesen Dialog hat es nie gegeben. Wahr ist aber, dass mich tatsächlich gelegentlich Leute fragen, ob sie denn meine Texte irgendwo umsonst als Vorlagen herunterlagen könnten. Und dann fällt es mir genauso schwer, ruhig zu bleiben wie dem armen Restaurantbesitzer. Denn manche Menschen sind zwar erstaunlicherweise gerne bereit, mehrere hundert Euro für ein Smartphone mit fragwürdigem Preis-Leistungsverhältnis zu bezahlen, nicht aber einen einzigen Cent für eine Dienstleistung, hinter der eine Menge Arbeit steckt. Wie schön, dass meine treuen Kunden wissen, dass meine Leistungen nicht teuer, aber trotzdem manchmal unbezahlbar sind. Danke, dass es euch gibt, ihr Lieben!

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