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Dienstag, 12. Juni 2018

Datenschutz beim Bäcker?



Als ich gestern beim Bäcker Brötchen kaufen will, schiebt mir die Verkäuferin ein Formular über den Tresen: „Dann müssten Sie bitte einmal unsere Datenschutzerklärung unterschreiben.“ „Datenschutzerklärung? Wegen zwei Brötchen?“ frage ich irritiert. „Wir nehmen den Schutz Ihrer Daten sehr ernst. Und dass Sie Brötchen kaufen, geht schließlich niemanden etwas an. Sie können sich daher sicher sein, dass diese Information von uns absolut vertraulich behandelt wird.“ erklärt die Verkäuferin. Seufzend unterschreibe ich das Formular, als ein älterer Herr den Laden betritt. „Oh, sie müssen bitte einen Moment draußen warten, ich bin gerade im vertraulichen Kundengespräch! Haben Sie denn die weiße Linie und den Hinweis ʻDiskretion! Bitte hier warten!ʼ vor der Tür nicht gesehen?“ ruft die Verkäuferin. „Was für’n vertrauliches Gespräch? Dass die Frau Brötchen kauft? Ich will bloß meinen Butterkuchen und gut isses.“ brummelt der ältere Herr. Die Verkäuferin schiebt ihm ein Formular hin und mir auch noch eins. „Dann müssen Sie bitte einmal unsere Datenschutzerklärung unterschreiben, und für die Dame dann noch eine Datenschutzerklärung, dass Sie die Information, dass sie Brötchen kauft, vertraulich behandeln und nicht weitergeben. Und Sie müssten bitte für den Herrn eine Datenschutzerklärung unterschreiben, dass Sie die Information, dass er Butterkuchen kauft, ebenfalls vertraulich behandeln und nicht weitergeben.“ Der ältere Herr sieht die Verkäuferin fassungslos an: „Wer hat sich das denn ausgedacht? Die sind wohl alle total bekloppt!“ schimpft er. Ungerührt holt die Verkäuferin noch ein Formular hervor und legt es vor mir auf den Tresen. „Jetzt müssten Sie bitte noch eine Datenschutzerklärung unterschreiben, dass Sie die Aussage des Herrn, dass die, die sich das ausgedacht haben, alle total bekloppt seien, vertraulich behandeln und nicht weitergeben.“ „Nee,“ sage ich und schüttele grinsend den Kopf „ich kann Ihnen ja alles Mögliche unterschreiben, aber DAS kann ich Ihnen nun wirklich nicht zusichern.“

Natürlich ist diese ganze Geschichte erstunken und erlogen; natürlich muss man beim Bäcker (noch) keine Datenschutzerklärung unterschreiben. Und dass Datenschutz grundsätzlich richtig und wichtig ist, steht außer Frage. Aber dass ich als Verbraucherin ungewollt in die Rolle einer misstrauischen Erbsenzählerin gezwungen werde, die nur darauf zu lauern scheint, Verkäufer und Dienstleister vor den Kadi zerren zu können, während vor allem kleineren Gewerbetreibenden ihre Arbeit schwer bis nahezu unmöglich gemacht wird, hilft doch nun wirklich niemandem. Und ich glaube, ich bin nicht die Einzige, die sich auch aus Verbrauchersicht darüber ärgert.